Doppelter Gewinn: Gleich zwei Start-ups wurden dieses Jahr ausgezeichnet – READ-O und BotTalk teilen sich beim beim CONTENTshift-Accelerator den ersten Platz.
44 Start-ups aus zehn Ländern hatten sich beworben, am Ende setzten sich zwei beim diesjährigen Wettbewerb um den CONTENTshift-Accelerator durch: BotTalk und READ-O teilen sich den ersten Platz und somit auch die 10.000 Euro Innovationsprämie. Seit dem ersten Wettbewerb 2016 war es erst einmal vorgekommen, dass sich die Jury dazu entschied, zwei Start-ups zu Gewinnern zu küren. READ-O und BotTalk haben ganz unterschiedliche Ansätze, um Innovationen in die Buchbranche zu bringen: Während READ-O ähnlich einer Dating-App Leser*innen mit den passenden Büchern „matcht“, wandelt BotTalk geschriebene Texte in Sprache um.
Zwei wesentliche Themen der Branche
Sprecher Olaf Carstens (Cornelsen Verlag), der zusammen mit Detlef Büttner (Fachbuchhandlung Lehmanns Media), Dr. Leif Göritz (Buchhandlung Thalia), Dr. Stephan Dietrich (Junfermann Verlag), Sabine Haag (Verlag Wiley-VCH), Ronald Schild (MVB), Karin Schmidt-Friderichs (Börsenverein) und Deepa Gautam-Nigge (SAP Next-Gen Innovation Network) die Jury 2021 bildete, erläutert, warum die Wahl gleich auf zwei Start-ups fiel: „Wir haben uns entschieden, den ersten Platz an gleich zwei Start-ups zu vergeben, da sie ganz unterschiedliche, gleichwertig wesentliche Themen der Branche aufgreifen“, so Carstens. BotTalk habe das Potenzial, dem Thema „Voice“ mit seinem Geschäftsmodell innerhalb der Buchbranche einen ordentlichen Schub zu geben. „Dieses Start-up bietet Verlagen eine smarte Text-to-Speech-Lösung ‚made in Germany‘ abseits der Alternativen von Amazon und Google, die sich unkompliziert, professionell und auch noch zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis umsetzen lässt. Damit wird der Formatwechsel für Leser*innen vereinfacht und das Buch in noch mehr Lebenssituationen zugänglich gemacht.“
READ-O überzeugte die Jury unterdessen mit einem Konzept, das dem Leser*innenschwund entgegenwirkt: „Ihr Empfehlungsalgorithmus basierend auf bedürfnisorientierten Metadaten eröffnet ein neues Level an Treffsicherheit und inhaltlicher Qualität bei Buchempfehlungen. Damit kann die Branche Lesebegeisterung neu wecken und die Lesefrequenz erhöhen. Mit gespanntem Blick werden wir auch die geplanten nächsten Schritte des Start-ups beobachten, bei denen durch den Ausbau der App-Features eine digitale Community-Plattform rund um Bücher entstehen soll.“
Dr. Andrey Esaulov beim Pitch (BotTalk)
Christopher Klein und Jens Helbig beim Pitch (Buuk)
Ben Kohz beim Pitch (READ-O)
Lino Toran Jenner und Corin Freyer beim Pitch (DayOff)
Maria Möller beim Pitch (talking hands)
Moderatorin Sara Kelly-Husain
Jonathan Mondorf und Ben Kohz (Read-O), Jurysprecher Olaf Carstens (Cornelsen), Andrey Esaulov (BotTalk)
Wie wollt ihr mit eurem Start-up die digitale Transformation der Buchbranche vorantreiben?
Ben Kohz: Richtig gute digitale Buchempfehlungen und eine moderne digitale Buch-Community fehlen einfach noch in der Buchbranche. Da wollen wir eine Lücke füllen und das Thema Buch wieder in den Alltag aller Menschen bringen. Unser großes Ziel ist es, jeden Menschen zu einem*r Buchliebhaber*in zu machen, indem wir wirklich passende Bücher empfehlen. Passende Bücher entfachen nicht nur die Lust am Lesen, sondern bieten eine (Kopf-)Pause im stressigen Alltag und schenken Hoffnung, Mut und Verständnis.
Rebecca Wahrlich: Zur Transformation der Buchbranche gehört auch die Adaption der Inhalte in neue Formate. Der boomende Podcast-Markt zeigt, dass Nutzer*innen immer mehr Audioformate konsumieren, statt zu lesen. Der Einsatz von BotTalks Text-to-Speech Technologie bietet einen kostengünstigen Einstieg und skalierbare Lösungen, um zukünftig alle Texte auch hörbar zu machen.
Was habt ihr euch durch die Teilnahme erhofft? Habt ihr damit gerechnet, zu gewinnen?
Rebecca Wahrlich: Natürlich hofft man bei einer Teilnahmne auch immer auf den Gewinn. Dennoch war für uns der entscheidende Teil, dass wir in den direkten Kontakt mit den Verlagen treten, und so unser Produkt direkt auf die dortigen Bedürfnisse und Anforderungen anpassen konnten. Ebenso haben wir unheimlich guten Input von den Mentor*innen und Coaches erfahren und konnten uns auch unter den Start-Ups weiterhelfen. Am Ende als Gewinner gekürt zu werden, ist natürlich ein toller Abschluss.
Ben Kohz: Wir lösen ein großes Problem der Buchbranche und hatten deswegen auch gute Chancen. Da die anderen Start-ups dieses Jahr jedoch ebenfalls super Ansätze hatten, blieb der Wettbewerb bis zur letzten Minute spannend.
Was bedeutet dieser Preis für eure Zukunft? Wie geht es weiter?
Ben Kohz: Der CONTENTshift-Wettbewerb ist in der Buchbranche eine echte Hausnummer. Der Sieg und das Feedback der Jury zeigen uns, dass wir genau auf dem richtigen Weg sind. In den nächsten Monaten fokussieren wir uns auf das Thema Buch-Community. Wir wollen eine moderne Plattform aufbauen, auf der sich Buchliebhaber*innen zu Hause fühlen.
Rebecca Wahrlich: Aus dem Wissen und den Kontakten aus den vergangenen Monaten sind bereits erste Projekte entstanden, die nun in die Tat umgesetzt werden. So werden wir beispielsweise auch klassische Formate wie eine Print-Zeitschrift hörbar machen und mit Audioinhalten versehen. Ebenso ist die Aufmerksamkeit rund um CONTENTshift für uns eine gute Gelegenheit, noch mehr Verlage auf unsere Lösung aufmerksam zu machen.
Text: Isabella A. Caldart
Bilder: vntr.media