Gegen viele Bewerber*innen und die internationale Konkurrenz durchgesetzt: Diese zehn Start-ups sind für den CONTENTshift-Accelerator 2022 nominiert!
Stolze 39 Start-ups aus drei Kontinenten – neben Deutschland unter anderem auch aus Dänemark, Indien, Kanada und Großbritannien – haben sich mit ihren Konzepten und Ideen für den diesjährigen CONTENTshift-Accelerator beworben. In dieser herausragenden Auswahl haben sich zehn Start-ups durchgesetzt, die jetzt versuchen müssen, die Fachjury von sich zu überzeugen. Alphabetisch sortiert stellen wir hier ihre Visionen vor.
Die zehn Start-ups
Psychologische Onlinekurse verspricht ACTitude, frisch in diesem Jahr von den Psychologinnen Diana Huth und Theresa Frank gegründet. Die Idee basiert auf der Akzeptanz- und Commitmenttherapie, kurz ACT, einer recht jungen Form der Psychotherapie, die einem beibringt, wie man mit den emotionalen Herausforderungen des Alltags, etwa Ablehnung oder Stress, umgehen kann. Webbasierte Kurse zu einem pay-per-course-Tarif, später auch Abos, sollen dabei helfen. Wichtig ist ACTitude vor allem, präventiv und nicht kurativ zu arbeiten, um somit psychischen Belastungen vorzubeugen. Eine App ist in Vorbereitung, die Kooperation mit Autor*innen von Fachbüchern erwünscht.
Ebenfalls um Gesundheit im weitesten Sinne geht es enna. Dabei handelt es sich um eine einfache Bedienhilfe für digitale Endgeräte, sprich Tablets oder Smartphones. Gedacht sind die Systeme – die monatlich zur Miete angeboten werden – vor allem für Senior*innen, die von der Technologie überfordert sind, oder Menschen mit Behinderung. Zwei Taster erlauben eine leichte Navigation, ob es nun darum geht, das digitale Fotoalbum des Enkels durchzublättern – oder aber um im Alltag relevante Anwendungen wie Online-Banking oder die Registrierung für die Corona-Impfung.
Auf digitale Endgeräte setzt auch guidable, allerdings ist dieses Start-up sehr mobil: Die Idee ist, Audiotouren für interessante Orte zu erstellen, vergleichbar etwa mit den Audioguides, die viele Museen anbieten. Diese Touren sollen ganz unterschiedlicher Natur sein, ob von Travel-Influencer*innen erzählt oder aber von Zeitzeug*innen, und thematisch beispielsweise ins Berlin der 1920er Jahre führen, ein Wochenende in der Hauptstadt begleiten oder aber Anekdoten eines DDR-Flüchtlings wiedergeben. Über eine Plattform wird es zur Untermalung außerdem multimedialen Content geben wie Fotos und Videos, um die Geschichten noch lebendiger zu gestalten.
Aktiv wird man auch mit Heimsafari, in diesem Fall sind es aber Kids: Die App ist eine Schatzsuche für Kinder (vor allem im Grundschulalter, aber nicht darauf beschränkt), die aus Wohnung oder Garten eine Fantasiewelt macht. Entwickelt wurde sie von Johannes Wöhler, selbst vierfacher Vater, der sich während des Corona-Lockdowns fragte, wie er seine Kinder zu Hause beschäftigen kann. Mit Heimsafari ist es Eltern möglich, eigene Geschichten und Schnitzeljagden zu erstellen. Und das ist nicht beschränkt auf die Familie: Auch Schulen, Zoos und andere Einrichtungen können die App nutzen. Seit dem Launch 2021 wurde sie übrigens schon mehr als 6.000 Mal heruntergeladen.
Die niederländische Immer.App hat sich zur Aufgabe gemacht, vor allem Digital Natives das Lesen zu erleichtern – indem E-Books multimediale Zusatz-Features bekommen. Das Team um Gründer Niels ‘t Hooft möchte damit sowohl jene Lesenden erreichen, die schon an E-Books gewöhnt sind, als auch Nicht-Leser*innen zum Lesen bewegen, die Bücher bisher für langweilig hielten. Dank audiovisuellen Inhalten, der Möglichkeit von persönlichen Notizen und der immersiven Erfahrung beim Lesen generell, soll die App den Einstieg in die Welt der Bücher besonders niedrigschwellig gestalten.
Ums Lesen auf dem Smartphone geht es auch bei Kompreno, hier jedoch um Zeitungen: Die 2020 gegründete App erfüllt den großen Wunsch vieler Leser*innen, Artikel aus Themenbereichen und Medien, die individuell interessieren, an einem Ort zu bündeln. Der Clou daran: Nicht nur hat man eine Art Flatrate von Inhalten, diese sind auch international ausgerichtet. Kompreno übersetzt dank der inzwischen weit entwickelten Technologie neben Deutsch nämlich auch aus den Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch – um, so der Anspruch, ein „Fenster zur Welt“ zu schaffen und Europa näher zusammenrücken zu lassen.
Ein Vorleseclub für Kinder von 0-7 Jahren ist Librileo – und das schon sehr gut etabliert, immerhin gibt es das Start-up bereits seit 2015. Mit einem monatlichen Mitgliedbeitrag von 10 Euro bekommen Familien alle drei Monate ein Paket nach Hause geschickt, das ein Kinderbuch, einen Ratgeber und ein Spiel enthält. Librileo will damit helfen, geeignete Kinderbücher für die Kleinen zu finden. Zusätzlich stehen in einer Mediathek mehr als 300 Vorlesevideos zur Verfügung, außerdem gibt es digitale Lesestunden. Mit Erfolg: Mehrere tausend Kinder nutzen dieses Programm bereits.
Ebenfalls einen pädagogischen Ansatz hat QuizCo. Mit einer entsprechenden KI, dem sogenannten Content Processor, verwandelt die App Unterlagen in Lernmaterialien. Gründer Maximilian Friedrich kam die Idee, als er beobachtete, dass ein Nachhilfeschüler lieber Quizduell spielte, anstatt zu lernen – ein spielerischer Ansatz also war gefragt! Per Knopfdruck können Materialien in Quizfragen, aber auch in Zusammenfassungen, Lückentexte oder Stichworte konvertiert und dadurch auf die individuellen Bedürfnisse der Lernenden abgestimmt werden.
Storyverse wiederum hat den Ansatz, gedruckte Bücher und Inhalte durch multimedialen Content zu erweitern und so die Dichotomie zwischen digital und analog aufzulösen. Genau genommen handelt es sich dabei um Augmented Reality, Videos, Bilder und Animationen, die helfen, tiefere Einblicke in einen Text zu gewinnen. Mit einem Band von „Perry Rhodan“ und dem Buch „Jüdische Welt verstehen“ gab es erste Pilotprojekte, bei denen Textstellen und Gegenstände durch Augmented Reality visualisiert und dadurch besser erlebbar gemacht wurden.
Besser erlebbar gemacht werden soll auch Onlineshopping – das hat sich VENDERY vorgenommen. Das Ziel ist, die hohe Zahl an Retouren beim Einkauf im Internet zu verkleinern. Erreicht werden soll dies beispielsweise, indem Onlinehändler*innen im Livestream ihre Produkte präsentieren und mit den zugeschalteten Kund*innen in Austausch treten, ihre Fragen beantworten können. Gestützt durch KI soll es zukünftig zudem einen Shopping-Avatar geben, der „anfassen in erweitertem Sinne“ verspricht. Als Absatzmarkt sind übrigens auch Länder wie China oder Südkorea von Interesse, in denen sich Live-E-Commerce bereits größter Beliebtheit erfreut.
Von der Fachjury zur Frankfurter Buchmesse
Diese zehn Start-ups sind nun nach Frankfurt eingeladen, um am 28. Juni ihre Ideen bei einem exklusiven Pitch-Event vorzustellen. Die Fachjury, die die Nominierten beurteilt, ist hochkarätig besetzt mit Olaf Carstens von Cornelsen, Nina Hugendubel und Per Dalheimer von Hugendubel, Stephan Dietrich von Junfermann, Detlef Büttner von Lehmanns Media, Leif Göritz von Thalia, Wolfgang Pichler von der MANZ'sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung und Stefanie Penck von teNeues. Die Börsenvereinsgruppe schickt außerdem Geschäftsführer Peter Kraus vom Cleff und Ronald Schild; abgerundet wird die Jury durch Deepa Gautam-Nigge von SAP und die Coaches Harald Henzler (smartdigits) und Okke Schlüter (Hochschule der Medien Stuttgart).
Unter diesen zehn Start-ups wird die Fachjury fünf Finalisten auswählen, die Zugang zu einem ausgezeichneten Netzwerk aus Investor*innen und Expert*innen der Buch- und Medienbranche sowie Coachings und Workshops bekommen. Auf der Frankfurter Buchmesse dann wird am 20. Oktober das Start-up des Jahres präsentiert – das eine Prämie von 10.000 Euro erhält.
Text: Isabella A. Caldart