Deezer wurde 2007 gegründet - habt ihr noch Start-up-Blut in den Adern oder fühlt ihr euch als etablierter Player?
Deezer hat 2007 selbst als Start-up im Bereich Musik-Streaming angefangen. Zunächst ging es darum, Musik mit Freunden legal und einfach hören zu können. Mittlerweile gibt es uns in über 180 Ländern und auf der Plattform sind neben Musik auch Hörbücher, Hörspiele und Podcasts verfügbar. Dabei muss man wissen: In Frankreich sind wir als Streaming-Dienst Marktführer – in Deutschland sind wir unter den führenden Anbietern. Trotz unseres Erfolgs haben wir uns noch eine Menge Start-up Spirit bewahrt: Die Hierarchien sind flach und transparent und wir haben einen entspannten Umgang miteinander. Regelmäßig gibt es interne Hackathons, das sind Wettbewerbe initiiert von unseren Tech- und Produkt-Teams, um neue Impulse ins Unternehmen zu tragen. Es ist uns einfach wichtig, weiterhin über den Tellerrand zu gucken.
Und dieses „über den Tellerrand gucken“ – das tut ihr auch mit der Teilnahme bei CONTENTshift?
Genau. Das ist doch spannend: Jedes Start-up hat neue Ideen und Herangehensweisen. Wir sind noch nahe dran an diesem Spirit, der es einem ermöglicht, bereichs- und branchenübergreifend zu denken. Ich bin bei Deezer für den Hörbuchbereich zuständig und bin eine der wenigen, die in dem Unternehmen mit der Buchbranche zu tun haben. Ich habe also auch einen recht freien Blick auf die Branche. Das macht es leichter, Verbesserungspotentiale zu sehen – und sich nicht von vornherein zu sehr einzuschränken.
Arbeitet ihr auch mit Start-ups zusammen?
Als Technologie getriebenes Unternehmen sind wir grundsätzlich offen für interessante Partnerschaften. Im Bereich Content arbeiten wir z.B. mit LyricFind zusammen, die unseren Nutzern über unsere Plattform Songtexte zum Mitsingen bereitstellen. Ansonsten haben wir zahlreiche Integrationen z.B. mit Google und Amazon im Bereich Sprachsteuerung oder mit FitBit und Garmin im Bereich Wearables.
Welches Thema findest du für Start-ups aktuell am spannendsten in der Branche?
Ganz klar: den digitalen Wandel und seine Potentiale. Darum geht es auch bei Deezer. Bei der Digitalisierung gibt es jedoch immer noch viele Vorbehalte, oft stehen sich neue Services und altgediente Formate misstrauisch gegenüber. Ich frage mich: Warum muss das so sein!? Kann es nicht einfach ein Miteinander geben? Wir sollten gemeinsam versuchen, relevanten Content an den interessierten Nutzer zu bringen. Und das wünsche ich mir auch bei CONTENTshift.
Worin siehst du deine Aufgabe bei CONTENTshift?
Gerade in der Anfangsphase ist es für Start-ups schwierig, Aufmerksamkeit und hilfreiche Kontakte zu bekommen. Ihnen hier unter die Arme zu greifen, dafür sind wir als Juroren zuständig. Abgesehen von meinen Erfahrungen bei Deezer, das ja auch noch ein relativ junges Unternehmen ist, habe ich selbst mal ein Start-up gegründet und kenne somit die Herausforderungen. Bei CONTENTshift kann ich anderen auf ihrem Weg weiterhelfen, ihnen Feedback geben und sie bei der Suche nach Lösungen unterstützen. Oder einfach auch mal sagen: Rückschläge sind nicht schlimm – lasst deshalb den Kopf nicht hängen. Ich freue mich sehr auf diese Arbeit.
Interview: Christiane Petersen