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Wie investitionsfreudig ist die Buchbranche, Frau Schulze? 27.09.2016

Media Deals ist ein paneuropäisches Investorennetzwerk. Was genau tun Sie?
Media Deals hat sich die länderübergreifende Finanzierung von Frühphasenunternehmen in der Kreativwirtschaft und den digitalen Medien zur Aufgabe gemacht. Bestehend aus Business Angels und Venture Kapitalfonds haben wir seit der Gründung in 2008 die Finanzierung von kreativwirtschaftlichen Startups mit hohem Wachstumspotenzial gefördert und aktiv Investitionen unterstützt, besonders in den Sektoren Audiovisuell, Musik, Video Games und im Verlagswesen. Es ist unser Ziel, einen Dialog zwischen lokalen Finanziers mit Sektor-Experten und Unternehmern der Kreativwirtschaft herzustellen sowie internationale Investitionen für Europas Kreativwirtschaft auszubauen.

Wie engagieren Sie sich im Rahmen von CONTENTshift?
Media Deals begleitet die Jurymitglieder des Accelerator-Programms in Investitionsfragen, in der Entwicklung von Investitionskriterien beispielsweise oder der Identifizierung geeigneter Finanzierungsmodelle für Startups, an denen die Mitglieder interessiert sind. Da die Jury aus Teilnehmern zusammengesetzt ist, die sehr unterschiedliche Investitionsziele und Risikoprofile haben, soll ihnen unsere kleine europäische Recherche zu wichtigen Beteiligungen und Fusionen besser verstehen helfen, wie sie sich im Markt positionieren können.
Während der Buchmesse organisieren wir außerdem ein internationales Investitionsforum, bei dem die Mitglieder europäische Investoren kennenlernen und weitere Firmen-Pitches hören werden. Zugang zu hoch innovativen Startups bekommen interessierte Jurymitglieder zudem durch moderierte Treffen bei Slush, Europas größtem Start-up-Event, im November. Darüber hinaus haben wir die Rechercheergebnisse, die wir in den Monaten der Arbeit für CONTENTShift zu Thema Investition in der Buchbranche versammelt haben, in einem White Paper zusammengestellt, das im Anschluss an die Buchmesse für alle Mitglieder des Börsenvereins zur Verfügung steht. Das Papier stellen wir darüber hinaus auch auf der Frankfurter Buchmesse am 20.10. auf der Bühne des Börsenvereins von 16-17 Uhr beim Meet and Greet zur CONTENTShift vor

Die CONTENT-Branche steht vor großen Herausforderungen. Worin sehen Sie eine Chance für die Zukunft?
Meines Erachtens birgt die heute noch große Herausforderung, in Narrativen zu denken, die größten Chancen für das Buchverlagswesen. Verlagshäuser verstehen sich darauf, faszinierende Geschichten zu identifizieren und sie ihrem Publikum näher zu bringen. Dass diese Geschichten heute transmedial erzählt werden, z.B. mal Spiel, mal Film, mal Buch, Hörbuch oder auch Event sein können, macht das mehrdimensionale Erlebnis für das Publikum aus. Es werden meiner Meinung nach jene Verlage das Rennen machen, die als digitale Content-Produzenten eine direkte, fast persönliche Beziehung zu ihren interagierenden Kunden haben und diese auf den Plattformen erreichen, auf denen sie sich tatsächlich auch aufhalten.

Sie sind Expertin im Bereich Investitionsstrategien. Welche Beobachtungen machen Sie in der Buchbranche? Gibt es Trends, Gemeinsamkeiten mit oder Unterschiede zu anderen Branchen?
Die mutigsten Investitionsentscheidungen fallen in der Regel im IKT-Sektor (Informations- und Kommunikationstechnologie). Hier geht es mehr um disruptive Geschäftsmodelle, um bahnbrechende Anwendungen und mitunter auch um Innovationen, die sich einen Markt überhaupt erst schaffen müssen.
In der traditionellen Buchbranche, die sich der Digitalisierung ja erst recht spät geöffnet hat, geht es noch etwas konservativer zu, man ist vorsichtiger und sammelt derzeit noch Investitionserfahrungen. Einige ‚digitale Töchter‘ alteingesessener Verlagshäuser jedoch haben die Experimentierphase längst hinter sich und konnten smarte Strategien hin zu einem innovativen Technologieunternehmen entwickeln, bei dem Kooperationen mit und Beteiligungen an Startups eine große Rolle spielen.

Wie investitionsfreudig sind die etablierten Unternehmen der Branche?
Man kann zwei Hauptgruppen unter den investierenden Verlagshäusern erkennen. Die einen sind dem klassischen Geschäft noch eher verhaftet. Sie investieren in digitale Firmen, die einerseits spezifische Probleme in der Wertschöpfungskette für sie lösen helfen und andererseits den Zugang zu digitaler ExpertiseAnwendungen und Strategien sichern. All dies wäre intern nur unter großem Aufwand zu entwickeln. Diese Investitionen finden meistens in der frühen Unternehmensphase statt.

Und wie sieht es bei der anderen Gruppe aus?

Hierbei handelt es sich oft um international aufgestellte Medienunternehmen, die auch medienunabhängig durch eigene Venture-Kapital-Fonds in Startups mit hohem Wachstums- und Exit-Potenzial investieren. Hier sind die Akquisitionskosten von Anteilen natürlich bereits erheblich höher. Generell finden die meisten Beteiligungen und Übernahmen jedoch im Bereich der Publikumsmedien und Fachmedien statt. Das Buchverlagswesen spielt vergleichsweise eine nur geringe Rolle.

Interview: Christiane Petersen


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