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Wie innovativ ist die deutsche Buchbranche, Herr Linz? 28.06.2016

© Lukas Brand

Herr Linz, wie innovativ ist die deutsche Buchbranche?
Ich habe mich immer dafür eingesetzt, den Branchenbegriff bei CONTENTshift weiter zu fassen. Spannende Innovationen passieren oft an den „Rändern“, zwischen Branchen, deren Grenzen sich alle auflösen. Die Content-Branche hat ihren Ursprung in der Buchbranche und gilt heute als hochinnovativ – sowohl aus Investoren- als auch aus Gründerperspektive. Content ist das Gold unserer Zeit: Es geht um die Erstellung, Paketierung, Kuratierung und Distribution von Inhalten. Wir sind derzeit Zeugen, wie der Profit Pool zwischen der alten analogen und der neuen digitalen Welt neu verteilt wird. Wichtig ist: Weder ist das Alte gut noch das Neue schlecht oder andersherum. Es geht darum, neue Ideen und Geschäftsmodelle aus beiden Welten intelligent zu verknüpfen. Auch für etablierte Unternehmen ist es wichtig, nicht die Vergangenheit zu digitalisieren, sondern für die Zukunft zu innovieren. Deshalb ist der Fokus des Programms gut gewählt und ich bin sicher, dass sich sowohl tolle Start-ups als auch Branchenunternehmen beteiligen.


Als Business Angel und Berater zahlreicher CEOs begleiten Sie viele Start-ups. Gibt es ein Rezept für eine erfolgreiche Geschäftsgründung?
Es gibt kein Patentrezept, jedoch Erfolgsmuster. Auf drei Dinge kommt es an: auf das Team, das Team, das Team. Wenn ich die Wahl habe zwischen einem guten Geschäftsplan und einem guten Team, dann gilt: Ich nehme das Team. Entgegen der allgemeinen Meinung gibt es keinen Mangel an Ideen, der Markt ist voll davon. Der Engpass liegt in der unternehmerischen Kapazität, aus einer Idee ein erfolgreiches Geschäft aufzubauen. Gute Unternehmer haben die Stärke, Chancen zu erkennen, wo andere Probleme sehen, mutige Entscheidungen bei Unsicherheit zu treffen und auch bei Widerständen an den eigenen Weg zu glauben. Damit meine ich nicht, dass der entwickelte Businessplan eingehalten werden muss. Das wird er fast nie, sondern er wird modifiziert und angepasst; vielmehr geht es um die zugrunde liegenden Annahmen. Essentiell ist, als Gründerteam Fortschritte zu machen auf dem Weg zum ersten Kunden. Denn das ist der wichtigste Kunde, den es gibt. Danach geht das Geschäft hoffentlich steil – und dann gilt es wieder zu prüfen: Haben wir das richtige Team für diese Phase?

Was ist das „richtige Team“?
Bei dieser Frage sollte man immer berücksichtigen, dass alle wichtigen Rollen besetzt sein müssen: Da gibt es den „Innenminister“, der sich um das operative Management kümmert. Und den „Außenminister“, der Kommunikation und Vertrieb beherrscht und Investoren überzeugt. Es braucht natürlich auch einen „Technik-Guru“, den technologischen Mastermind, wenn es sich um ein technologisches Geschäftsmodell handelt. Eine goldene Regel gibt es beim Team nicht. Aber wenn festgestellt wird, dass eine Kompetenz – Finanzen, Analyse, Kommunikation - fehlt, dann kann man diese Lücke auch über einen Adviser oder eine Kooperation abdecken. Dafür ist CONTENTshift auch sehr spannend: Kaum irgendwo sonst findet sich Zugang zu so vielen Experten, das Netzwerk lässt sich hier wunderbar ausbauen. Es gibt übrigens Investoren, die nur in Start-ups mit einer ungeraden Gründerzahl im Team investieren, weil Entscheidungen dann schneller getroffen werden. Ich selbst bin da aber nicht so kategorisch.

Warum ist CONTENTshift für Investoren interessant?
In der Content-Branche ist bereits heute eine Welle an Innovationen absehbar, dementsprechend hoch ist bei Investoren das Interesse an Geschäftsideen in diesem Bereich. CONTENTshift bringt innovative Start-ups mit etablierten Playern zusammen. Hier ergeben sich jede Menge Möglichkeiten für beide Seiten. Eine Besonderheit des Programms ist, dass der Börsenverein als Branchenverband  auch auf politische Rahmenbedingungen – z.B. beim Thema Intellectual Property – einwirken kann. Dies ist von zentraler Bedeutung, weil sich die Zukunft in digitalen Ökosystemen abspielt, in denen wir mit denselben Unternehmen gleichzeitig Wettbewerber und Partner sein werden.

Interview: Christiane Petersen


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