Es ist wieder so weit: Die Jury hat zehn hochkarätige Start-ups für den CONTENTshift-Accelerator nominiert – dieses Jahr mit ganz unterschiedlichen Ansätzen.
Beeindruckend: Nicht nur haben sich erneut zahlreiche Start-ups beworben – 36 um genau zu sein –, sie kamen auch aus ganz unterschiedlichen Ländern, von den Niederlanden über Südafrika bis nach Ruanda. Aus diesen vielfältigen Bewerbungen hat die Jury jetzt zehn Finalisten zusammengestellt, die auf das Förderprogramm hoffen dürfen.
Die Nominierten im Überblick
Ein großes Problem der Kreativbranche (das wir mit dem CONTENTshift-Accelerator ebenfalls beheben möchten) ist, dass viele Content Creator*innen oft nur eingeschränkte ökonomische Mittel haben, während sich finanzstarke Investor*innen nicht immer gut genug auskennen, um gezielt investieren zu können. Im Bereich Video will ClipStake da eine Brücke schlagen: Auf der Plattform wird es Letzteren ermöglicht, durch den Kauf von Tokens ihre Lieblings-YouTuber*innen zu unterstützen, was jenen mehr Freiheiten für ihre kreative Vision gibt. Davon profitieren beide Seiten, denn die Investor*innen sind prozentual am Erfolg der Kreativen beteiligt – die perfekte Win/Win-Situation!
Bei Dskrpt hat man eine Lösung für ein anderes Problem parat: Die digitale Schreib- und Lernplattform richtet sich an Lehrende und Studierende in textbasierten Fächern wie Jura. Dozent*innen können mit ihr Vorlesungsmaterialien erstellen und Studierende diese lesen, miteinander diskutieren und so die Inhalte ganz einfach lernen. Ziel ist, neben dem Skript auch Gesetzestexte und Urteile abrufen und Markierungen mit anderen teilen zu können. Das Start-up, das an der Hamburger Bucerius Law School beheimatet ist, ist noch ganz neu und befindet sich daher bisher in einer geschlossenen Beta-Phase, die mit ausgewählten Hochschulen getestet wird.
Ebenfalls um Bildung geht es bei equalizent aus Wien, genauer um Bildung in deutscher und österreichischer Gebärdensprache. E-Books werden mit der plattformeigenen Datenbank verknüpft, die Erklärungen und Übersetzungen liefert, inzwischen gibt es mehr als 10.000 Begriffe. Das hilft bei der Übersetzung digitaler Bücher in Gebärdensprache: Wird ein Wort angetippt, öffnet sich ein Video, in dem der Begriff gezeigt wird. Da viele gehörlose Menschen Problem mit dem Lesen haben, werden so unkompliziert und niedrigschwellig Inhalte vermittelt.
Bücher ganz interaktiv: Die Gamebook Interactive Books Platform ist gleichermaßen für Autor*innen, Verlage und Agenturen sowie für Blogger*innen gedacht. Gamebook begleitet die gesamte digitale Produktionskette von Büchern bis hin zur Auswertung und Monetarisierung und bereitet sie auch attraktiv für ein jüngeres beziehungsweise Game-affines Publikum auf, etwa indem es die Bücher zu interaktiven Abenteuern verwandelt – wodurch die Leser*innen selbst zu Held*innen werden können. Und das übrigens ganz international dank KI-basierter Sofortübersetzung. Das Start-up liefert somit eine Idee, wie die Zukunft von Büchern und der gesamten Branche aussehen könnte!
Dass es mit der Sexualkunde im Schulunterricht oft nicht gut bestellt ist, ist bekannt – ebenso wie die Tatsache, dass Kids sexuelle Bildung dringend benötigen, um Grenzen ziehen und akzeptieren zu lernen, um ungewollte Schwangerschaften oder die Ansteckung mit Krankheiten zu verhindern. Hier hilft KNOWBODY weiter. Diese App ist ab der 6. Klasse gedacht und hat Lerneinheiten zu Themen wie Sexualität, Körper und Beziehungen, orientiert an den Richtlinien zur Sexualerziehung der BZgA, der WHO und der Kultusministerien. Vermittelt werden die Inhalte mithilfe von Spielen, Videos und Audios und einem eigenen Handbuch.
Der Traum vieler: Artikel aus internationalen Tageszeitungen, alle gebündelt in einer App. Kompreno macht’s möglich. Mit der App hat man Zugang zu über 10.000 KI-übersetzten Texten aus 14 europäischen Ländern, um sich so einen fundierten, vielstimmigen Überblick zu verschaffen. Dabei geht es nicht um Schnelligkeit, sondern um faktenbasiertes Hintergrundwissen, dank der Expertise von 30 verschiedenen Medienhäusern – aus Deutschland sind übrigens DIE ZEIT und brand eins mit dabei. So wird die Lücke geschlossen, vielstimmige und internationale Berichterstattung lesen zu können.
Publizieren in zahlreichen Sprachen ohne Umwege: Booknet ist kein Self-Publisher, sondern ein Netzwerk von Self-Publishing-Plattformen. Bedeutet mehrere Millionen Nutzer*innen pro Monat, einfache Veröffentlichungsmöglichkeiten für Autor*innen und – dank KI-Übersetzungen – einen weltweiten Vertrieb. Das geht schon vor dem fertigen Roman: Autor*innen ist es möglich, Entwürfe zu verkaufen oder kapitelweise zu veröffentlichen und dank Abonnent*innen bereits während des Schreibens Geld zu verdienen – und sich von den Leser*innen vielleicht sogar inspirieren zu lassen.
Nichts Geringeres als die Psychotherapie revolutionieren will die Beziehungs-App myndpaar. Genauer gesagt die Paarberatung – denn im Prinzip geht Psychologe Ulrich Wilken, der die App gemeinsam mit seiner Tochter Leonie Wilken ins Leben gerufen hat – dabei immer nach ähnlichem Muster vor. Basierend auf über 10.000 therapeutischen Fällen haben sie einen „KI-Companion“ kreiert, der nach Möglichkeit alle Lebensphasen der Kund*innen begleitet. Inzwischen hat myndpaar eigenen Angaben zufolge mehreren zehntausend Paaren geholfen, von denen 94 % eine Verbesserung in ihrer Beziehung erlebt haben. Wow!
Qualitative Datenanalyse leicht gemacht mit QInsights, dem Softwaretool von Qeludra. Anders als bei konventioneller generativer KI geht es nicht um kontextfreies Allgemeinwissen, sondern um die Tiefe des Verständnisses und um Präzision. Die nahezu intuitive KI filtert Inhalte nach den Wünschen der User*innen (wodurch etwa KI-eigenen Vorurteile ausgeschlossen werden können) und ist sogar in der Lage, Ergebnisse mit theoretischen Grundlagen zu verknüpfen, indem kontextbezogene Säulen, also Informationen wie Ziele, Details zu Teilnehmenden usw., integriert werden. Der Vorteil: Durch die Automatisierung der ersten Phasen können sich Forscher*innen auf die Interpretation der Ergebnisse konzentrieren.
Wer kennt ihn nicht, den Spielteppich, auf dem man als Kind so viel Spaß hatte? Mit Tapari werden diese klassischen Spielteppiche mit Hör-Spiel-Abenteuern verknüpft, um die kognitive Entwicklung, Entscheidungsfähigkeit, Kreativität und Motorik von Drei- bis Achtjährigen zu fördern. Wie das funktioniert? Der Teppich dient als interaktive Spieloberfläche mit mehreren Stationen, auf denen die Kleinen den Verlauf einer Geschichte aktiv beeinflussen können, ganz getreu Start-up-eigenen Motto: „Die beste Grafikkarte ist die eigene Fantasie“.
Wie es weitergeht
Bei einem Pitchevent am 19. Juni in Frankfurt werden alle Start-ups ihre innovativen Ideen der Jury vorstellen, die daraus fünf für das Förderprogramm küren wird. Die Finalist*innen erhalten nicht nur Zugang zu einem hochkarätigen Netzwerk aus Branchenexpert*innen, sondern dürfen auch auf sie zugeschnittene Coachings durchlaufen. Im Rahmen der Frankfurter Buchmesse wird am 17. Oktober schließlich das Sieger-Start-up ausgezeichnet, das 10.000 Euro Fördermittel bekommt.
Der Accelerator wird von Unternehmen aus der Buch- und Medienbranche gefördert, die Mitglieder in die CONTENTshift-Jury entsenden. Der diesjährigen Jury gehören an: Martina Fiddrich und Olaf Carstens (Cornelsen Verlag), Carla Scheunemann und Jonas Konrad (Community Editions/Bastei Lübbe), Alexander Woge (KNK Customer Engagement), Stefanie Penck (TeNeues Verlag), Nina Hugendubel und Per Dalheimer (Buchhandlung Hugendubel), Leif Göritz und Detlef Büttner (Lehmanns Media/Buchhandlung Thalia), Philipp Lindinger (Herder Verlag), Ronald Schild (MVB) sowie Lennart Schneider (selbstständiger Strategieberater) als branchenexterner Partner des Programms. Begleitet wird der Accelerator von Harald Henzler (Internationale Hochschule SDI München) und Okke Schlüter (Hochschule der Medien Stuttgart) in beratender Funktion.
Text: Isabella A. Caldart