schließen
Wird geladen...

Startklar: Diese fünf Start-ups stehen 2021 im Finale 12.08.2021

Junge Geschäftsideen für die Branche zum Fliegen bringen: Das ist das erklärte Ziel des CONTENTshift-Accelerators. Diese fünf Start-ups stehen 2021 im Finale des Förderprogramms – und sind bereit zum Abheben.

Frisch in den Startlöchern steht Buuk, der Launch des Start-ups ist für Mitte August geplant. Geschäftsführer Jens Helbig (Foto rechts) und Christopher Klein (Foto links) haben die Idee, Verlagen eine unliebsame, aber extrem wichtige Aufgabe abzunehmen: das Management der Metadaten ihrer Bücher. Diese Idee fußt auf eigenen Erfahrungen. „Wir selbst hatten vor über zehn Jahren einen Verlag gegründet“, sagt Klein, „aber mehr schlecht als recht Bücher verkauft.“ Dann änderten sie ihren Ansatz, legten einen großen Fokus auf Daten, und: „Das hat beim Umsatz ziemlich eingeschlagen.“ Bei der Verbesserung des Umsatzes von anderen Verlagen will Buuk zukünftig helfen – gerade für die Backlist ist das sehr interessant.

Für die Sichtbarkeit eines Buches relevante Metadaten, darunter insbesondere Verschlagwortung, Warengruppe, Thema-Klassifikation, BIC/BISAC, sowie weitere statusrelevante Felder, können bei Buuk gemanagt werden. Der Unterschied zum Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB) dabei: „Wir sind quasi das Frontend zum VLB-Backend.“ Bedeutet auch, dass mit der Software unter anderem visualisiert werden kann, wie die Umsatzentwicklung einzelner Titel ist. Dabei ist es möglich, bestimmte Events einzustellen, seien es eine Lesung oder das Erscheinen einer positiven Rezension, um festzustellen, wie sich diese auf die Verkaufszahlen auswirken. Wer zunächst testen will: Mit einem Demo-Buch kann kostenlos gestartet werden, um zu schauen, wie genau Buuk funktioniert.

  • Start-up: Buuk
  • Geschäftsidee: SEO und Metadatenmanagement für Bücher
  • Für wen: Verlage
  • Gründung: 2020
  • Web: https://buuk.app

Foto: © Buuk

Christopher Klein und Jens Helbig von Buuk

  • Start-up: READ-O
  • Geschäftsidee: „Dating-Hilfe“ Buchempfehlungen auf Basis von Emotionen
  • Für wen: Verlage und Leser*innen
  • Gründung: 2020
  • Web: https://read-o.com

Foto: © READ-O

Jonathan Mondorf

Wie durchblicken in dem Meer an Neuerscheinungen? Soll man Bestsellerlisten vertrauen, Empfehlungen von Freund*innen oder dem Feuilleton? Es muss noch einen anderen Weg geben, um das perfekte Buch zu finden, dachte sich Jonathan Mondorf (Erstes Bild), dessen Vater selbst Autor ist. Und so kam er auf die Idee für READ-O. READ-O ist eine App, die Leser*innen mit dem passenden Buch „matcht“, ein ganz ähnliches Prinzip, wie man es von Dating-Apps kennt. Ben Kohz (Zweites Bild), der zu dem fünfköpfigen Gründerteam gehört, erläutert: „Wir haben eine KI geschrieben, die im Internet zugängliche schriftliche Rezensionen analysiert und Themen und Emotionen identifiziert.“ User*innen der App können neben bevorzugten Sujets mit Reglern auswählen, wie traurig, nüchtern, spannend oder anspruchsvoll ihre nächste Lektüre sein soll. „Dann werden Titel mit Trefferquoten vorgeschlagen. Zum Beispiel: Dieses Buch passt zu 90 Prozent.“

READ-O ist ebenfalls gedacht für jene, die gerne stöbern – nur eben digital. „Man kann sich treiben lassen“, so Kohz. „Es gibt eine Entdecken-Seite mit Listen, Videos und Empfehlungen.“ Bereits 47.000 Menschen nutzen die App, die für Leser*innen umsonst ist. Vor allem für kleine und mittelgroße Verlage erhöhe sich mit READ-O die Chance, gefunden zu werden, nicht zuletzt auch über Werbung. Zukünftig soll die Zusammenarbeit mit Verlagen ausgebaut werden.


Die größte Inspiration kommt manchmal aus nächster Nähe. Laura Mohns (Foto rechts) Schwester hat das Down-Syndrom und deswegen Schwierigkeiten, ihre Wünsche so zu kommunizieren, dass ihr Gegenüber sie problemlos versteht. Gebärden können weiterhelfen. Mohn kam eine Idee, die so simpel wie genial ist: Warum nicht Daumenkinos mit einzelnen Wörtern in Gebärdensprache illustrieren? Und so gründete sie zusammen mit Maria Möller(Foto links), die sie vom Studium an der European School of Design kennt, talking hands mit dem Ziel, Gebärdensprache greifbar zu machen. „Bisher mussten sich immer nur die Kids damit beschäftigen, die darauf angewiesen sind, und deswegen gab es die Gebärden oft auf gestalterisch nicht schönen Karteikarten“, sagt Möller. Das hat talking hands geändert. 100 Wörter führen sie inzwischen, ob Essen, Trinken oder Begriffe wie „Bauchschmerzen“. Die Daumenkinos erleichtern Kindern die Kommunikation, wovon auch die ohne Behinderung profitieren. „Die Flipbooks sind für alle Kinder gedacht, um Inklusion voranzutreiben. Wir möchten nicht nur Sprachbarrieren abbauen, sondern auch Aufmerksamkeit für dieses Thema schaffen.“

Gefragt sind die 8,5 x 8,5 cm großen Daumenkinos sowohl von Logopäd*innen als auch von Erzieher*innen. Bisher haben sie rund 30.000 Daumenkinos verkauft, die nächste Auflage ist mit 50.000 geplant. „Wir haben tolles Feedback bekommen“, freut sich Möller. Auf dem ruhen sich Mohn und Möller aber nicht aus. Seit kurzem gibt es Baby Signs, Gebärden für Babys, die dadurch trainieren, non-verbal ihre Bedürfnisse zu äußern. Außerdem ist eine App in Planung, deren Betaversion im Herbst an den Start gehen soll.

  • Start-up: talking hands flipbooks
  • Geschäftsidee: Gebärdensprache in Daumenkinos verwandeln, um Sprachbarrieren für Kinder aus dem Weg zu schaffen und für mehr Inklusion zu sorgen
  • Für wen: Kinder im Alter von drei bis 10 Jahren
  • Gründung: 2020
  • Web: https://talkinghandsflipbooks.com

Foto: © talking hands flipbooks

talking hands

  • Start-up: DayOff
  • Geschäftsidee: Soft Skills mit täglichen Challenges auf unterhaltsame Weise trainieren
  • Für wen: Unternehmen, insbesondere aus dem Bereich Dienstleistung und IT
  • Gründung: 2020
  • Web: https://dayoff.de

Foto: © DayOff

DayOff Team

Das Problem ist doch: In Seminaren zu Themen wie Soft Skills oder Team Building macht man zwar spannende Übungen – doch kaum sind sie vorbei, geraten die Übungen wieder in Vergessenheit. Hier setzt DayOff an: Über die App (oder den Browser, je nach Belieben) können kleine Challenges in den Alltag integriert und somit täglich realisiert werden. „Da wird etwa Zeitmanagement mit der Pomodoro-Technik trainiert, die vorsieht, 25 Minuten zu arbeiten, fünf Minuten Pause zu machen und dann wieder zu arbeiten“, erläutert Mitgründer Lino Jenner (Foto rechts). „Eine andere Aufgabe lautet, Kolleg*innen zu sagen, was sie in der vergangenen Woche besonders gut gemacht haben. Gerade in Zeiten von Homeoffice fehlt diese Art der Gespräche am Wasserspender.“ Andere fördern kritisches Denken. Zum Beispiel mit der Frage: „Was würde deine Mutter zu dem sagen, was du heute gearbeitet hast?“

Ziel ist natürlich, dass sich das nachhaltig etabliert und man die Challenges automatisch durchführt. Dafür sorgt ein Gamification-Ansatz: Über gesammelte Punkte kann mit seinen Teams Levels erreichen und danach gemeinsame Events veranstalten wie Pizza essen, Krimi-Dinner, oder, wenn alles super läuft, sich sogar freie Urlaubstage erspielen. Bisher arbeitet DayOff mit fünf Kunden zusammen, darunter K&K Business und dem Zentrum für Schlüsselqualifikation der Uni Kiel, bis Ende des Jahres sollen es 20 sein, außerdem ist man auf Investorensuche. Und DayOff möchte mit Autor*innen, die über Themen wie Zeitmanagement schreiben, zusammenarbeiten, um Aufgaben in den Büchern mit den Challenges der App zu kombinieren.


Wer kennt es nicht: Man lässt den Tab mit einem interessanten Artikel offen mit dem Vorhaben, ihn später zu lesen – und findet nie die Zeit dafür. Hier kommt BotTalk ins Spiel: Die Text-to-Speech-Software konvertiert Texte automatisch in Audiodateien, um diese unterwegs hören zu können. Keine ganz neue Idee, aber: „Mehr als zwei Minuten kann man bei anderen Lösungen nicht gut zuhören, weil zum Beispiel die Bildunterschriften ebenfalls vorgelesen werden“, sagt Mitgründer Andrey Esaulov. Außerdem lasse bei bekannten Software-Angeboten die Qualität der Stimmen zu wünschen übrig, während sie bei BotTalk sehr nahe an menschlichen Sprecher*innen sei. 26 Sprachen werden bisher angeboten, darunter Arabisch in drei Varianten, Kantonesisch und Urdu, für manche gibt es sogar Kinderstimmen.

Lernfähig ist die Software übrigens auch. „Wird ein Name falsch ausgesprochen und von Urherber*innen geändert, müssen die anderen das nicht mehr korrigieren“, so Esaulov. Das Start-up konnte schon viele Kund*innen überzeugen; unter anderem die Deutsche Presse-Agentur, die Augsburger Allgemeine und das Hamburger Abendblatt haben BotTalk in ihre Artikel integriert. Und auch für Verlage ist das interessant: Mit BotTalk können Audiobücher günstig und zeitsparend erstellt werden. Der Plan sieht vor, dass in spätestens zwei Jahren kein Unterschied zu menschlichen Sprecher*innen mehr wahrnehmbar ist.

 

Text: Isabella Caldart

  • Start-up: BotTalk
  • Geschäftsidee: Texte automatisch in Sprache umwandeln
  • Für wen: alle, die Inhalte lieber in Audioformaten konsumieren, und Urheber*innen ohne Ressourcen für Audio-Produktionen
  • Gründung: 2019
  • Web: https://bottalk.io

Foto: © BotTalk

Andrey Esaulov

Hier finden Sie uns auch
Wird geladen...