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Innovativ und international – die nominierten Start-ups 19.06.2023

Großes Interesse von vielversprechenden Start-ups weltweit: Aus 44 Bewerbungen von drei Kontinenten sind dieses Jahr erneut zehn Start-ups für den CONTENTshift-Accelerator nominiert.

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Im achten Jahr seit seiner Gründung ist der CONTENTshift-Accelerator des Börsenvereins nach wie vor auf internationalem Erfolgskurs: Insgesamt 44 Start-ups aus Ländern wie den USA, Philippinen, Frankreich, Rumänien, Niederlande und natürlich dem deutschsprachigen Raum haben sich 2023 für einen der begehrten Plätze beim Förderprogramm beworben. Wie jedes Jahr haben es zehn davon eine Runde weiter geschafft. Wir stellen die innovativen Ideen hinter diesen Start-ups (in alphabetischer Reihenfolge) hier vor!

Die nominierten Start-ups

Eine erschütternde Studie der Stiftung Lesen brachte Anna Heimer und Marco Dzebro auf die Idee, Bookplay ins Leben zu rufen – knapp 40 % der Kinder unter acht Jahren wird nicht vorgelesen. Um Bücher auch für die Kleinsten interessant zu machen und gleichzeitig die Eltern zu entlasten, will das Heidelberger Team Bücher nicht nur digital erlebbar machen, sondern vor allem den Spaß daran wecken. Bedeutet, dass unter anderem das Vorlesen mit Punkten belohnt wird, die man einlösen kann, außerdem wird Storytelling mit digitalen Inhalten kombiniert, es gibt in der App eine Gamifizierung der Texte (wie extra Kurzfilme und Spiele) und wer will, kann sich mit einer speziellen Hardware namens Holo-Box via Spracherkennung sogar Hologramme anzeigen lassen.

Um Recherche geht’s auch bei bookscreener von LeReTo, entwickelt von Veronika Haberler. Dabei handelt es sich um ein Datensuchmaschine, die sowohl für User*innen als auch für den Buchhandel interessant ist. Bookscreener will das Suchen und Finden von Verlagsinhalten in digitaler Form erleichtern, indem vor allem das Frustpotential bei der klassischen Recherche minimiert wird, um so den Content von Fachbuchverlagen breit zugänglich machen. Die Suchmaschine listet die Treffer in ansprechenden und intuitiv ergreifbaren Grafiken auf, damit man einfacher und schneller zu den gewünschten Informationen in den eingelesenen Büchern kommt, die als Echtzeittreffer markiert in den digitalen Seiten angezeigt werden.

Seit geraumer Zeit dreht sich alles um Künstliche Intelligenz (KI), vor allem um ChatGPT, der mittels KI Texte verfasst. Da es sich dabei aber um einen trainierten Chatbot und eben nicht um menschliche Intelligenz handelt, sind diese Texte oft irreführenden oder gar schädlichen Inhalts. Deswegen hat das Team von Maria Amelie und Vinay Setty aus Norwegen die Webbrowser-Erweiterung Factiverse entwickelt, mit deren Hilfe Textinhalte auf Vorurteile, Desinformation und absichtlich gestreute Fake News untersucht werden kann, um sich so auf den Wahrheitsgehalt der Informationen verlassen zu können.

Zurück zu den Kindern: Auch GoLexic beschäftigt sich mit der Lesekompetenz der Kleinen. Die App von Samantha Merlivat behandelt aber ein anderes Problem – sie unterstützt Kids mit Legasthenie, sprich Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS). Sechs- bis Vierzehnjährige können in der App aus 50 Lektionen kleine Trainingssessions à 15 Minuten wählen, um Lesen und Schreiben zu üben und individuell Lücken zu erkennen. Der Gründerin liegt das Thema besonders am Herzen: Ihr Bruder ist Legastheniker, ihre Mutter hat in Frankreich ein eigenes Legasthenie-Institut, und so weiß sie, wie wenig LRS-Kinder in Schulen gefördert werden. GoLexic gibt es bisher für die Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch.

Da die Informationen, die ChatGPT liefert, nicht immer verlässlich sind, hat Rene Zeilinger einen eigenen Chatbot entwickelt: KAP von headwAI. KAP steht für Knowledge Access Point, auf Deutsch in etwa Wissenszugangsstelle, was die Idee dahinter schon beschreibt: User*innen sollen bei ihrer Recherche wertvolle Zeit sparen. Deswegen wurde der Chatbot mit hochwertigen, sprich vertrauenswürdigen Informationen gefüttert, unter anderem Sachbücher, Fachzeitschriften oder Rechtsliteratur, die dank KI schlüssig zusammengefasst und aufgearbeitet werden – um so die Gültigkeit der Antwort zu garantieren.

Welches Buch hat Bestsellerpotential? Das fragt sich das Verlagswesen, seit es existiert. Lit-Xvon Lars Leipson und Sebastian Hermanns verspricht zwar keine Bestsellergarantie, mithilfe von Literaturdaten wird ein Erfolg aber umso wahrscheinlicher. Hiesigen Verlagen etwa wird erleichtert zu identifizieren, welche Titel auf dem US-Markt gerade funktionieren, um dadurch frühzeitig die Übersetzungsrechte zu erwerben oder Bücher mit vergleichbaren Themen zu entwickeln. Ebenso will Lit-X dabei helfen, die richtigen Preise im Spannungsfeld von Inflation und sparfreudigen Endkund*innen zu ermitteln, damit auch so datenbasiert dem Buch zum Erfolg verholfen wird.

Auch die Maple Tales stellen sich einem wichtigen Thema der Gegenwart und Zukunft: Kinder müssen nicht nur mehr lesen, sondern im besten Fall auch das Lesen lieben lernen. Die App von Marlene Damm und Timur Zorlu bietet eine Lösung. Sie kombiniert dabei die Vorteile des Smartphones mit dem Lesen. So können Kinder dem Charakter ihren eigenen Namen geben sowie Animationen auswählen, außerdem dürfen sie alle paar Minuten entscheiden, wie die 10 bis 15 Minuten lange Geschichte weitergehen soll, um sie so in die Handlung zu ziehen. Übrigens: Die Storys wurden eigens für Maple Tales verfasst.

Als eine Art Google Translate für Leichte Sprache kann man sich SUMM AI von Flora Geske vorstellen. Niedrigschwellige und barrierefreie Inhalte zu schaffen ist ein brandaktuelles Thema, politisch und gesellschaftlich relevant, um die Teilhabe möglichst vieler Menschen zu erwirken. Und hier kommt wie bei vielen Start-ups Künstliche Intelligenz ins Spiel: SUMM AI ist ein KI-basiertes Tool, mit dem komplizierte Texte in Leichte Sprache übersetzt werden können – ganz einfach per Knopfdruck, damit sie leicht verständlich sind und so die Partizipation aller erreicht werden kann.

Auch to teach von der Thea GmbH setzt auf Künstliche Intelligenz. Das Start-up von Felix Weiß und Marius Lindenmann geht in die Schule – Lehrkräften soll dabei geholfen werden, sich optimal auf den Unterricht zugeschnittenen Arbeitshilfen zusammenzustellen. Mit wenigen Mausklicks werden Arbeitsblätter kreiert oder andere Materialien erstellt, die neben Text auch Audio oder Gamifizierung des Stoffes beinhalten. Perfekte Unterrichtsstunden also, um Schüler*innen bei Interesse zu halten und zugleich Lehrer*innen ihrem Workload zu entlasten.

Fern von Kindern oder KI gibt es weitere spannende Felder in der Publishingbranche, die Aufmerksamkeit verdienen. Hörbücher boomen, werden zugleich aber nicht weiterentwickelt. Der Aufgabe, diesen Bereich, der seit Jahrzehnten keine Innovation gesehen hat, in die Zukunft zu heben, nimmt sich nun xigxag von Kelli Fairbrother aus Bodmin, England, an. Audiobooks sollen die Möglichkeit haben, Wörter nachzuschlagen, Notizen zu machen oder Illustrationen anzuzeigen. Leser*innen werden diese Funktionen innerhalb der App angeboten, bei der man auch zwischen Lesen und Hören wechseln und sich zudem auf der eigenen Social-Media-Plattform mit anderen austauschen kann.

Wie geht es weiter?

Die Gründer*innen der nominierten Start-ups werden bei einem speziellen Pitch-Event am 27. Juni in Frankfurt am Main ihre Ideen und Visionen vorstellen. Die fachkundige Jury, die sich zusammensetzt aus Martina Fiddrich (Cornelsen Verlag), Nina Hugendubel und Per Dalheimer (Buchhandlung Hugendubel), Detlef Büttner und Leif Göritz (Lehmanns Media/Buchhandlung Thalia), Colin Hauer und Magia Ramm (Hörbuch Hamburg), Wolfgang Pichler (MANZ Verlag), Jasmin Ahluwalia und Philipp Neie (Schweitzer Fachinformationen), Stefanie Penck (TeNeues Verlag), Ronald Schild (MVB) und Lennart Schneider (selbstständiger Strategieberater) wird aus den zehn jungen Unternehmen fünf auf die Shortlist wählen.

Die Gründer*innen dieser fünf Start-ups erhalten ein exklusives Förderprogramm, mit dem sie nicht nur Zugang zu einem hochkarätigen Netzwerk aus Expert*innen der Buch- und Medienbranche sowie Investor*innen bekommen, sie werden außerdem auf sie zugeschnittene Coachings durchlaufen. Am 19. Oktober wird dann auf der Frankfurter Buchmesse von 11 bis 12 Uhr im Frankfurt Studio das Start-up des Jahres 2023 vom CONTENTshift-Accelerator gewählt, das wie jedes Jahr eine Förderprämie von 10.000 Euro für die Umsetzung ihrer Ideen erhält.


Text: Isabella A. Caldart


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