Kindern mit Legasthenie einen einfacheren Zugang zum geschriebenen Wort ermöglichen: Dieses beeindruckende Ziel hat sich Samantha Merlivat mit ihrem Start-up GoLexic gesetzt – und wurde dafür nun mit dem Content-Start-up des Jahres 2023 ausgezeichnet!
Durchgesetzt hat sich das Start-up GoLexic gegen eine starke Konkurrenz, die fünf Mitnominierten Bookscreener, Lit-X, SUMM AI, to teach und XigXag. Die App von Samantha Merlivat sei eine „ausgezeichnete Begleitung für Kinder, Eltern und Lehrer“, sagte Jurysprecher Per Dalheimer (Geschäftsführer Hugendubel) in der Begründung. „Mit Hilfe der App lernen Kinder selbstständig, im persönlichen Tempo und in kleinen Einheiten, Texte zu verstehen und mit ihnen umzugehen. Gerade der niederschwellige und spielerische Einstieg ermöglicht, dass Kinder die App mit Freude nutzen und darüber den Zugang zum Lesen und zu Büchern finden.“
Neben Dalheimer waren seine Kollegin Nina Hugendubel, außerdem Martina Fiddrich und Olaf Carstens (Cornelsen Verlag), Detlef Büttner und Leif Göritz (Lehmanns Media/Buchhandlung Thalia), Colin Hauer und Magia Ramm (Hörbuch Hamburg), Wolfgang Pichler (MANZ Verlag), Jasmin Ahluwalia und Philipp Neie (Schweitzer Fachinformationen), Stefanie Penck (TeNeues Verlag), Ronald Schild (MVB) und Lennart Schneider (selbstständiger Strategieberater) Teil der hochkarätig besetzten Jury.
Der CONTENTshift-Accelerator wurde im Jahr 2016 als Initiative der Börsenvereinsgruppe ins Leben gerufen. Neben dem Preisgeld von 10.000 Euro für das prämierte Start-up geht es für die nominierten Start-ups vor allem um Vernetzung in der Verlagsbranche, um Bekanntheit und Workshops, in denen neue Ideen und bereits existierende Projekte entwickelt und verbessert werden können.
Was haben Sie sich von Ihrer Teilnahme am CONTENTshift-Accelerator erhofft? Sie hatten ja schon im Vorfeld viel Aufmerksamkeit.
Ja und nein. Wir hatten Aufmerksamkeit und Erfolg in anderen Wettbewerben und Förderprogrammen, weil es sich um ein Thema handelt, das auf Resonanz stößt. Aber es gibt eine Branche, mit der wir noch nicht viel zusammengearbeitet haben, und das ist die Verlagsbranche. Jetzt, da wir die App in Deutschland veröffentlicht haben und wir uns stärker auf den deutschen Markt konzentrieren, war es für mich klar, dass mit Publishern zusammenzuarbeiten unser Produkt stärken wird, und dass viele Synergien mit Verlagen entstehen können. Als ich anfing, war ich noch nicht ganz sicher, wie diese Synergien genutzt werden oder derartige Kooperationen aussehen könnten. Ich wusste, was für uns die Benefits sein würden, ich musste aber erst verstehen, wie wir uns bei Verlagen am besten positionieren, also was sie davon haben. Das waren die Fragen, mit denen ich mich beim CONTENTshift-Accelerator befassen wollte. Ich habe mich auch deswegen beworben, weil der Fokus stark auf der Publishingbranche liegt, weil die Coaches und Mentor*innen aus dem Verlagswesen selbst kommen, was mir sehr wichtig war, und weil es die beste Möglichkeit war, um diese Fragen zu beantworten. Das hat der Accelerator geboten. Ich habe in den drei Monaten so viel neue Erfahrungen in dieser Branche gemacht. Ich konnte Ideen jonglieren mit genau den Leuten, mit denen ich zukünftig zusammenarbeiten möchte. Aus dem CONTENTshift - Accelerator 2023 als Gewinnerin hervorzugehen, war außerordentlich wertvoll.
Gibt es einen besonderen Moment oder eine besondere Erkenntnis, die Sie aus den Workshops oder dem gesamten Programm mitgenommen haben?
Es gibt viele. Ein besonderer Moment waren die Workshoptage in Frankfurt im September, sowohl auf professioneller als auch persönlicher Ebene war das eine großartige Erfahrung. Zwischen den Start-ups gab es viel gemeinsamen Support und Freundschaften, die entstanden sind, und auch mit den Jurymitgliedern und Coaches, die super hilfsbereit waren. Es war ein intensiver Workshop, sehr konzentriert, und deswegen sehr konstruktiv. Er hat uns allen dabei geholfen voranzukommen. Ich habe die Hingabe und das Commitment von allen wirklich sehr geschätzt. Im Nachhinein liegt es auf der Hand, aber unser Thema, also Kindern mit Leseschwierigkeiten zu helfen, damit es in kommenden Generationen weniger Kinder gibt, die nicht lesen können, ist eine Mission, die alle Personen, mit denen ich im Rahmen dieses Programms gesprochen habe, sehr berührt hat.
Haben Sie damit gerechnet, den CONTENTshift-Accelerator 2023 zu gewinnen?
Nein, natürlich nicht! Ich war sehr konzentriert darauf zu lernen. Mir war sehr bewusst, dass das Programm nur drei Monate dauert und in der Frankfurter Buchmesse gipfelt, was eine großartige Möglichkeit ist, mehr Publisher kennenzulernen. Das war mein Fokus: Wie ich das Beste aus diesen drei Monaten holen kann. Ich bin natürlich sehr geehrt, dass ich gewonnen habe, gerade weil das Niveau der Konkurrenz so hoch war. Die anderen Start-ups sind wirklich toll mit fantastischen Projekten, die sich während des Programms schnell weiterentwickelt haben. Unter uns haben wir auch gesagt, dass es fast unmöglich sein würde für die Jury, sich für ein Start-up zu entscheiden, weil alle so großartig sind. Die anderen fünf Teams verdienen es, ebenfalls so viel Aufmerksamkeit zu bekommen.
Was bedeutet diese Auszeichnung für Ihre Zukunft? Wie geht es für Sie jetzt weiter?
Auf Englisch sagt man: Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Ich schätze wirklich diese Auszeichnung, aber mir ist auch bewusst, wie viel gerade passiert. Das Scheinwerferlicht ist jetzt auf uns gerichtet, aber das wird nicht immer so sein, deswegen möchte ich das meiste aus diesem Moment machen. Auf jeden Fall wurden für uns dadurch viele Türen geöffnet. Nicht nur wegen der Aufmerksamkeit, sondern auch wegen der Credibility. Gerade weil es so viele Start-ups gibt, ist diese Anerkennung von Vorteil. Überhaupt schon für das Programm ausgewählt zu werden, aber natürlich auch ausgezeichnet zu werden. Während des Accelerators habe ich an Plänen gearbeitet, wie man mit der Verlagsbranche kooperieren kann. Jetzt geht es darum, diese Pläne umzusetzen.
Fragen und Text: Isabella A. Caldart
Bilder: Christof Jakob