16.20 Uhr: Workshop für Investoren zum Thema: Beteiligungskapital im Buchverlagswesen, Trends in Europa und in Deutschland
Juliane Schulze von Media Deals startet den Workshop für die Investoren
und beginnt mit der Vorstellung von Medial Deals: „Medial Deals ist ein paneuropäisches Investorennetzwerk in der Kreativwirtschaft, seit 2008 bemühen wir uns darum, die Akteure in der Kreativwirtschaft als auch die Kapitalgeber zu unterstützen und Chancen zu identifizieren.“ Das beginne schon bei Terminologien: Die Sprachen würden sich dramatisch unterscheiden, da müsse man schlicht übersetzen. Es geht um die Sektoren Musik- Audio-visuell, Video Game, Verlagswesen. Ziel sei es, die Kreativwirtschaft Europas auszubauen und unabhängiger zu machen. „Wir sind Mentoren für die Unternehmen und vermitteln beiden Akteuren Kenntnisse, Instrumentarien und Gelegenheiten, um Ideen realisierbar und lukrativ machen.“
Schulze verweist auf das Investment Forum auf der Frankfurter Buchmesse 2015, wo feststellbar war: „Es gibt ein starkes Interesse von Seiten nicht spezialisierter.“ Was fehle, seinen Marktdaten. Deshalb unternahm Media Deals eine Analyse: Wie sieht es im Bereich Beteiligungskapital im Buchverlagswesen aus?
Schulze gibt einen Überblick über das, was die Märkte derzeit bewegt: Die Veränderung der Rolle von Autoren, die Entwicklung von „mobile reading“, der Umgang des Buchhandels mit der Integration digitaler Inhalte, den Shift im Email-Marketing, die Beurteilung von selfbublished books, mobile-first-strategien bei Unternehmen der Branche. Es gebe einen Wandel im Nutzen von Social Media, weil „pay to play“ plötzlich funktioniere, auch sonst gebe es mehr Bezahlinhalte, berichtet sie.
Im Rahmen der eigenen Recherche zum Thema Investitionsakquise in der Verlagsbranche weist Media Deals auf den erheblichen Umsatzrückgang in der Branche hin und entwirft ein Bild der Fusionen und Übernahmen des Jahres 2015 und 2016. In Europa und Deutschland schreite die Konsolidierung voran, konstatiert Schulze, Verlage würden realisieren, dass sie Inhalte herstellen und digitale Produzenten und Rechtemanager werden müssen. Anstatt eigene Expertise zu entwickeln, investieren Verlagshäuser vermehrt in digitale Unternehmen, auch Technologiefirmen würden in das Verlagswesen expandieren. Unabhängige Verlagshäuser würden zunehmend zu Multimediaplattformen transformieren. Holtzbrinck zum Beispiel habe sich beteiligt an Unternehmen wie Zalando, Flixbus etc., andere wie Parship dagegen abgestoßen:
Als Trends gibt Schulze das Abstoßen von „Altlasten“ wie Printformate ohne Wachstum an, darüber hinaus die Entwicklung neuer Angebote zur Monetarisierung von Inhalten, hohe Investitionserfordernisse, das Zunehmen von Investitionen in digitale Geschäfte. Darüber hinaus investieren VerlagsKMUS in Deutschland weiterhin in Print-Formate. Gewinner der derzeitigen Entwicklung sind Abo-TV und Onlinewerbung, zu den Verlierern zählen Zeitungen und Zeitschriften und auch Bücher.
Als Beispiele für Buchverlagsdeals nennt Schulze die Fusion von Penguin und Random House. Es sei ein Übergang von traditionellen Medienunternehmen hin zu innovativen Technologiefirmen zu bemerken, deren Fokus auf der Entwicklung neuer Produkte liege.
Schulze gibt einen Überblick über Investitionsmotivationen von Frühphaseninvestoren und weist auf Fragen hin, die sich ein solcher unbedingt stellen solle. Unter anderem: Wer bin ich? Wohin will ich? Und was will ich? Auch als „Exit-Partner“, also als „Spätphaseninvestor“ gelte es, die passenden Fragen zu stellen. Beide Investitionsstrategien würden große Vor- und Nachteile bergen, Schulze arbeitet beide heraus.
Nach allgemeiner Einführung fokussiert Schulze auf die Jury und Partner von ContentSHIFT:
Den Juroren wurden in den letzten Monaten Fragen zu eigenen Investmentstrategien gestellt, deren Antworten Media Deals analysiert hat. Schulze gibt einen Überblick über die Auswertung dieser Analyse. Das Interesse liege auf dem Investment in Firmen mit Marktbezug, nicht unter Kapitalgesichtspunkten. Unter den Juroren seien versierte Investoren wie Investorenneulinge, die Antworten kämen also von sehr erfahrenen Risikokapitalgebern mit klaren Exit-Strategien und interessierten Investmentneulingen ohne bisherige Erfahrung. Das sei eine große Chance, sich zusammenzufinden. „Wer kann mit wem kooperieren“?
Nach Meinung der Jury sollten „Start-ups lange unabhängig bleiben, um die fimeneigene Dynamik zu erhalten.“
Schulze nennt die Fragen, die die Mitglieder der Jury umtreiben: „Wie kann man interessante Firmen identifizieren? Schulze schlägt vor: Acceleratorenprogramme, Investmentforen, Pitching Veranstaltungen von Investorennetzwerken, Start-up-Events wie SLUSH, Branchenmärkte und Onlineplattfomen wie Euroquity, Gust, f6s, Crowdinvestment.
Welche alternativen Beteiligungsmodelle gibt es? Spin-offs, Challenges mit Acceleratoren, Ex-acceleratoren, Acqui-Hiring, Projektinvestitionen.
Was sind die pros und contras von Projektinvestitionen? Wie funktioniert optimale Unternehmensbewertung? Vorteile von Projektinnovationen würden in der gezielten Innovationsbeteiligung liegen, geistiges Eigentum verkaufe sich schneller als Firmenanteile, dadurch gebe es schnellere Reinvestitionsmöglichkeiten, ein Exit sei nicht nötig, Investitionsrisiko könne geteilt werden, die Qualitätseinschätzung ist durch mehrere Partner möglich, Aber: geistiges Eigentum sei schwer zu bewerten, jedes Projekt werde einzeln finanziert, verschiedene Partner hätten unterschiedliche Interessen, Projektgesellschaften können aufwendig sei.
Um den Wert eines Unternehmens zu erkennen, sei zu berücksichtigen, wie groß der Buzz um die Firma und wie disruptiv das Unternehmen sei, wie die heutigen Marktkräfte und die heutige Einschätzung um die zukünftige Entwicklung seien, wie hoch der Kapitalbedarf sei, wie die derzeitigen Exits aussähen. Schulze analysiert dann die tiefergehenden Faktoren, die die Unternehmensbewertung beeinflussen.
Das Finnish Business Angel Network, so Schulze, gebe eine Faustregel vor für eine Pre-Money-Valuation, welches Unternehmen zu welchem Zeitpunkt wieviel Wert ist. Darüber hinaus verweist Schulze auf die Bewertung aufgrund von EBIT- und Umsatzmultiplikatoren. Ein weiteres Tool sei noch kompakter auf angeltool.org.
Ein kurzer Umriss von Due Intelligence: Finanzielle Analyse, rechtliche Faktoren Firmendokumente, geschäftliche Faktoren (Strategie und Geschäftspläne, Kunden, Produkte, Wettbewerb, operative, Human Ressources. Kotaktinformationen, Geistiges Eigentum, Weitere Dokumente.
Es gelte dann festzulegen, im Rahmen von Term-Sheets festzuhalten, wie man miteinander umgeht: Hier gehe es um die Art der Unternehmensanteile, um Verwässerungsschutz Pay to play, Voting Rights, Sitz im Vorstand, Multiples, Vesting Klausel.
Risikominimierung: Schulze weist darauf hin, dass ein Programm wie CONTENTshift ein Weg sei, das Risiko bei Investitionen zu minimieren und rät zu einer Zusammenarbeit mit anderen Acceleratoren im In- und Ausland, mit Business-Angeln und VCs. Darüber hinaus könne in kleinen Schritten und unterschiedlichen Unternehmensphasen investiert werden.
18.00 Uhr Michael Adams, Sprecher der CONTENTshift-Jury stellt das Unternehmen „StoryDOCKS“ (established by oetinger“) vor.
Adams erklärt, es sei mit der Gründung von StoryDOCKS um die Frage gegangen, wie ein mittelständischer Verlag, der aus dem Bereich Kinder- und Jugendbuch kommt, sich ein neues Standbein schaffen kann. Erzählt von der Geschichte von Oetinger, das sei „eigentlich ein typischer Verlag der deutschen Verlagslandschaft, der früh angefangen habe, über die Möglichkeiten und Chancen der Digitalisierung nachzudenken“. StoryDOCKS wurde letztes Jahr ausgegründet, „wir sind jetzt 1 Jahr alt“. Heute habe das Unternehmen 65 Mitarbeiter. Die Aufgabe: Der Aufbau des führenden Innovationshubs und Company Builders für Produkte und Geschäftsmodelle des digitalen Storytellings, um noch faszinierendere Geschichten zu erzählen. Mittlerweile gebe es Büros in Hamburg, München, Helsinki und Malaya. „Wir wollen der führende Company-Builder im digitalen Storytelling sein“. Das Portfolio bestehe aus 4 Eigenentwicklungen (Framily, Tiger Books, Onilo, Tigercreate) und 2 externe Beteiligungen (readio, Filimundus). Adams geht auf die einzelnen Portfolio-Marken, ihre Stärken und Entwicklungsmöglichkeiten ein. Ein weiterer Ausbau sei in Vorbereitung, zur Frankfurter Buchmesse würden noch mehr Bausteine dazukommen. Im Innovationsprozess setzt StoryDOCKS auf das Konzept „Innovation zu Produkt zu Geschäftsmodell“. Innovationen müssten kontrolliert passieren, so Adams. Es gebe das Risiko, viel Geld zu verbrennen. Adams erzählt von Innovationsentwicklung und –umsetzung bei StoryDOCKS. Als Beispiel nennt er das „Superbuch“, das als innovatives Produkterlebnis branchenübergreifend realisiert. Darüber hinaus gibt er einen Überblick über die Parameter zur Bewertung von Innovationen und Beteiligungen der StoryDOCKS.
Text: Christiane Petersen