Sie sind gekommen, um abzuheben: Diese fünf Start-ups konnten mit ihren innovativen und zukunftsweisenden Ideen die Jury überzeugen. Wer wird am 17. Oktober zum Start-up des Jahres gekürt?
Auf Booknet können Selfpublishing-Autor*innen ihre Bücher veröffentlichen. Das Besondere dabei ist, dass sie das noch während des Schreibprozesses tun: die Leser*innen sind quasi Abonnent*innen der Kapitel (»Bookscription-Modell«), ein wenig so, wie früher renommierte Autor*innen Fortsetzungsgeschichten in Zeitungen publizierten. »Wir haben aber festgestellt, dass der Erfolg maßgeblich davon abhängig ist, in welcher Sprache geschrieben wird«, sagt Booknet-CEO Sergiy Grushko. Denn klar: Storys auf Englisch oder Spanisch haben naturgemäß eine viel größere Leserschaft als viele andere Sprachen.
My BookNet Pro hilft nun dabei, dank KI-Übersetzungen Sprachbarrieren abzubauen, die Geschichten einem viel größeren Publikum zugänglich zu machen – und so den Autor*innen ein höheres Einkommen zu bescheren. Die Weiterentwicklung ermöglicht Autor*innen, ihre Bücher in ihrer Muttersprache zu veröffentlichen und durch KI-Übersetzungen sofort für ein globales Publikum in mehreren Sprachen verfügbar zu machen.
Im Self-Publishing gibt es qualitativ keinen großen Unterschied mehr zwischen KI-generierten und menschlichen Übersetzungen. Sergiy Grushko
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Die Vorstellung, Gehörlose könnten problemlos Texte lesen, entspricht oft nicht der Realität. Für gehörlose Menschen ist die deutsche Schriftsprache eine schwierig zu erlernende Fremdsprache, da sie eine Form der Lautsprache ist und dadurch sehr abstrakt bleibt. Gehörlosen einen barrierefreieren Zugang zu ermöglichen, hat sich Equalizent aus Wien zur Mission gemacht. »Wir kommen aus der Bildungsbranche und haben über 20 Jahre Erfahrung in diesem Bereich«, erzählt Gründer Georg Tschare. »Wir haben uns nun gedacht: Ähnlich wie mit Websites kann man auch E-Books mit Gebärdensprache anreichern.«
Das heißt, man kann Wörter (derzeit führt Equalizent gut 10.000 Begriffe) anklicken, die dann in (deutscher) Gebärdensprache dargestellt werden, vergleichbar mit einem konventionellen Wörterbuch. Noch befindet sich Equalizent für E-Books in einer Testphase, die aber bald auf den Markt kommen soll. Tschare erinnert daran, dass für Verlage die Zeit drängt: Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz, das 2025 in Kraft tritt, gilt ausdrücklich auch für E-Books.
Wir haben die Hoffnung, dass die Branche das Potential unserer Lösung erkennt und sich am Investment beteiligt. Georg Tschare
Leser*innen von Serien kennen den Frust: Man hat den spannenden Teil einer Reihe beendet und muss dann ewig auf die Fortsetzung warten. Mit dem Interactive Book Format von Gamebook Studio kann diese Zeit nicht nur überbrückt, sondern sogar aktiv genutzt werden. Gamebook plant, ein »Ökosystem für die Content-Branche« aufzubauen, wie Gründerin Ulrike Küchler erläutert. Alle Akteur*innen des Buchmarkts, ob Verlage, Agenturen, Leser*innen oder Autor*innen, können dieses Ökosystem als »digitalen Hub« nutzen. Das Herzstück ist das Interactive Book Format.
Konkret bedeutet das, dass Leser*innen, wie es in der Gamebranche schon lange der Fall ist, in interaktiven Geschichten über Animationen selbst zu Held*innen werden und in bereits existierende Figuren (beispielsweise Frodo oder Dr. Watson) schlüpfen, mit denen sie neue Storys erleben. Dank KI-Übersetzungen funktioniert das – natürlich – auch auf dem internationalen Markt. Zeitaufwändig sei das übrigens nicht, wie Ulrike Küchler sagt: »Die Erstellung einer ersten kleinen Geschichte ist in weniger als 30 Minuten möglich.«
Die emotionale Bindung wird intensiviert, ich erfahre mehr aus der Welt meiner Lieblingsgeschichte. Ulrike küchler
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Wie cool wäre es, relevante Artikel gebündelt in einer einzigen App zu haben, anstatt bei vielen Zeitungen Abos abschließen zu müssen? Das Start-up kompreno hat sich genau das zur Aufgabe gemacht: In Kooperation mit bisher 30 Partnern aus 15 Ländern können hochwertige Texte in einem digitalen Zugang und ohne Sprachbarrieren gelesen werden. Das Besondere dabei ist, dass die (KI-übersetzten) Artikel aus internationalen Medien stammen und so eine Vielzahl an Perspektiven berücksichtigt wird. »Wir bieten kuratierte Inhalte, die herausragend und europaweit relevant sind«, erklärt Mitgründer Jochen Adler.
Finanziert wird das Angebot ausschließlich durch Abos (ab 19 Euro/Monat) und nicht über Werbung. »Hochwertiger Journalismus erreicht ein Publikum, das zahlungsbereit ist«, davon ist Adler überzeugt. Langfristig plant man bei kompreno, zwecks Demokratiebildung auch mit Schulen und Universitäten zusammenzuarbeiten. Und mit der Buchbranche, vor allem im Schul- und Sachbuchbereich.
Alle Welt redet über KI-generierte Fake-Nachrichten und die Frage, was das mit unseren Demokratien macht. Jochen Adler
Wie umgehen mit schier unüberblickbaren Datenmengen? Susanne Friese schildert die Problematik: »Wenn man zum Beispiel 20 einstündige Interviews hat, sind das am Ende gut und gerne rund 400 Seiten Text.« Und diese zu analysieren ist zeitaufwändig. »Viele KI-Tools versprechen heute schnelle Ergebnisse wie die automatische Kategorisierung von Daten«, so Friese. »Diese Kategorien müssen jedoch oft nachbearbeitet werden.«
Und genau da kommt ihr Start-up ins Spiel. »Die Stärke der neuen Technologie liegt in der Konversation, nicht in der Kategorisierung.« Das bedeutet: Mit ihrer App QInsights können Aufnahmen transkribiert, Kundendaten für Vergleiche hinzugefügt und Analysen wie beispielsweise Themenextraktion, anpassbare Sentimentanalysen oder Persona-Profiling durchgeführt werden – dank einer weiterentwickelten KI. Bezogen auf den Publishingmarkt ist Qeludra vor allem für Verlage mit Marktforschungsabteilung interessant.
Die erforderlichen Nachbearbeitungen vieler KI-Tools an die eigentlichen Fragestellungen machen die Zeitersparung oft zunichte. Susanne Friese
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Mit dem Förderprogramm will die Börsenvereinsgruppe Start-ups und etablierte Branchenfirmen zusammenbringen und Innovationen fest in der Buchwelt verankern.
Die teilnehmenden Gründer*innen durchlaufen Coachings und einen Co-Creation-Workshop, um ihre Geschäftsmodelle gemeinsam mit der Branche zu prüfen und Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.
Das Coaching übernehmen die beiden Branchenexperten Harald Henzler (smart digits GmbH) und Okke Schlüter (Hochschule der Medien, Stuttgart).
Auf der Frankfurter Buchmesse treten die Finalist*innen zum entscheidenden Pitch an. Dann kürt die Jury das Content-Start-up des Jahres, das eine Förderprämie von 10.000 Euro erhält.
Gefördert wird der Wettbewerb von Unternehmen aus der Branche, die auch in der Jury vertreten sind. Diesmal dabei:
Text: Isabella Caldart